Profitable Rückkehr zu den Wurzeln - Chancen für Entwicklung der organisch-biologischen Landwirtschaft in Serbien



Obwohl das Interesse einheimischer Landwirte am organisch-biologischen Landbau in den letzten Jahren erfreulich zunimmt, haben serbische Verbraucher noch immer ein geringes Bewusstsein für die Bedeutung so hergestellter Lebensmittel für die Gesundheit. Alle, die sich für dieses Anbaukonzept und Bio-Lebensmittel interessieren und ihre Kenntnisse erweitern wollen, sind zur ersten Internationalen Messe für organisch-biologischen Landbau "BioBalkan" in Belgrad eingeladen. Die Messe findet vom 29. September bis 2. Oktober in Hallen der Belgrader Messe statt.
Der Organisator "A&L Expo" erwartet ca. 60 Aussteller aus Serbien, Österreich, den Niederlanden, Italien, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bosnien und Herzegowina.
Organisch-biologischer Landbau in Serbien
Serbische organisch-biologische Landwirte, Hersteller von Obst, Gemüse, Getreide, Milch und Fleisch setzen ihre Erzeugnisse auf dem Markt oder verkaufen sie an Supermärkte. Mehr als 90% der Hersteller exportieren ihre Erzeugnisse in die EU, USA und nach Japan.
Bis 2011 sollten alle Vorschriften für diesen Sektor mit dem Gesetz über organisch-biologischen Landbau und mit jenen in der EU harmonisiert werden. Die Fläche, bebaut auf diese Weise, wird sicher zunehmen.
0,3% aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in Serbien werden momentan organisch-biologisch bebaut und in Europa sogar 24% - der größte Anteil in Spanien und Italien (mehr als 1 Mio. Hktar). Die Fläche sollte, Erwartungen des Landwirtschaftsministeriums zufolge, auf 50.000 ha bis 2014 steigen und später sogar auf 600.000 ha.
(Branko Čičić)
- Die neuesten Untersuchungen erweisen, dass 80% aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in Serbien organisch-biologisch bebaut werden könnten - Serbien besitzt einfach alle zweckentsprechendne Eigenschaften dafür. Dieses Konzept ist mit dem multifunktionellen Charakter der Landwirtschaft eng verbunden und umfasst nicht nur die marktwirtschaftliche Produktion, sondern auch die Bewahrung und Wiederbelebung des Dorfs, der Tradition und Kultur, traditioneller Handwerke, von Agro- und Ökotourismus - erklärt Branko Čičić, Vorsitzender des Fonds "Organisches Serbien" in einem Interview für das Wirtschaftsportal "eKapija".
Neue Vorschriften ab 2011
Geringes Bewußtsein und Uninformiertheit einheimischer Verbraucher, unentwickelter Markt, schwache Nachfrage und niedriger Lebensstandard der Bevölkerung, zu teuere Kontrolle und Zertifikate, Mangel an entsprechenden Pflanzenschutzmittel - das sind nur einige von vielen Problemen organisch-biologischer Landwirte in Serbien.
Branka Lazić, Professorin an der Fakultät für Landwirtschaftwissenschaft in Novi Sad glaubt, dass in Hinsicht auf den mangelhaften Rechtsrahmen und das Desinteresse des Staates der bisherige Entwicklungstempo in diesem Sektor zu erwarten war.
- Die organisch-biologische Landwirtschaft in Serbien entwickelt sich im Einklang mit dem aktuellen Rechtsrahmen. In Hinsicht darauf, dass wir ein Gesetz über organisch-biologischen Landbau im Einklang mit EU-Vorschriften erst im Mai dieses Jahres verabschiedet haben und entsprechende Vorschriften erst beschlossen sollen, können wir mit der Entwicklung in diesem Sektor ganz zufrieden sein - sagte Branka Lazić in einem Gespräch für "eKapija".
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Die organisch-biologisch bebaute Fläche wird, ihrer Meinung nach, schon im nächsten Jahr erheblich zunehmen, weil viele Hersteller mit mehr als 1.000 ha mit der Umstellung vom konventionellen auf den organisch-biologischen Landbau begonnen haben.
Die genaue Anzahl organisch-biologischer Anbauer ist noch immer unbekannt, weil manche Zertifizierungsorganisatioen ihre Tätigkeit ohne Genehmigung des Landwirtschaftsministeriums ausüben.
Acht Zertifizierungsorganisationen haben in diesem Jahr die Genehmigung des serbischen Ministeriums für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft erworben: SGS Belgrad, "Evrocert" Belgrad "Organic Contol System" Subotica, "Bioagricerta" Belgrad, "Jugoinspekt" Belgrad, "Pancert" Novi Sad, "Ekocert Balkan" Belgrad, "Suolo Salute Balkan" Belgrad.
Erzeugnisse der ökologischen Landwirtschaft
Dem Gesetz über organisch-biologische Landwirtschaft nach müssen Bio-Lebensmittel mit dem Zeichen "organisch-biologisches Erzeugnis", dem Kode der bevollmächtigten Zertifizierungsorganisation und einem Nationalzeichen kennzeichnet werden.
Die Begriffe ökologische Landwirtschaft, biologische Landwirtschaft oder Ökolandbau bezeichnen die Herstellung von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die auf der Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes geschehen soll. Die ökologische Landwirtschaft verzichtet auf den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel, sowie auf Wachstumsförderer, Mineraldünger und Gentechnik, wie sie in der konventionellen Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Den Erzeugnissen der ökologischen Landwirtschaft sollen vor dem Verkauf als Bio-Lebensmittel keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen oder Farb- und Konservierungsstoffe zugefügt werden. Solche Erzeugnisse haben einen höheren Nährwert im Vergleich zu konventionell hergestellten Lebensmittel. Die neuesten Forschungen in Deutschland erweisen einen hohen Gehalt an wichtigen Mineralstoffen wie Kalium und Eisen sowie an Magnesium, Phosphor und Vitamin C. Zu ähnlichen Ergebnissen sind US-amerikanische Forscher gekommen, nach denen solche Erzeugnisse um 63% mehr Kalium, um 73% mehr Eisen und um 125% mehr Kalzium im Vergleich zu konventionell hergestellten Produkte enthalten.
- Alles, aber wirklich alles was wir für die Ernährung der Bevölkerung brauchen, wird heute in Serbien erzeugt - alle Gemüsesorten und in der letzten Zeit auch immer mehr organisch-biologisch angebauten Obstsorten. Wenn sich jeder Landwirt für den organisch-biologischen Anbau entschieden würde, könnten wir die Anzahl der chronisch Erkrankten halbieren - glaubt Branko Čičić. Wir würden nicht nur durch Senkung der Kosten für die Krankenversicherung, sondern auch durch die Erhöhung des Exports profitieren. Der Export von konventionell hergestellten Lebensmitteln erbringt ca. 600 Mio. Euro jährlich. In Hinsicht darauf, dass Bio-Lebensmittel um 20-30% mehr kosten, können wir mit einem höheren Exportüberschuss in diesem Sektor rechnen.
Der Vorsitzender des Fonds "Organisches Serbien" weist darauf hin, dass sich die meisten organisch-biologisch bebauten Flächen in der Vojvodina und Šumadija befinden, aber dass sich immer mehr Landwirte in West- und Südserbien für diese Produktion entscheiden. Ein gutes Beispiel dafür der Winzer Bora Jović, der im Vorjahr eine Plantage auf 40 ha im Gebirge Stara planina geplfanzt hat. Eine Hälfte des Ernteergebnis will er für die Herstellung von Wein nutzen und die andere in Konfitüre verarbeiten.
Andrija Vozar aus Kisače bei Novi Sad betreibt den organisch-biologischen Landbau seit 21 Jahren.
- Wir haben Zertifikate für 16 ha und werden diese Fläche 2011 auf 20 ha erweitern. Außer Gemüse, das man an Märkten kaufen kann, führen wir jedes Jahres neue Sorten ein - erzählt Andrija Vozar für "eKapija".
Man kann seine Erzeugnisse auf dem Markt "Kalenic" in Belgrad, auf 3 Märkten in Novi Sad sowie im Supermarkt "Univerexport" in Belgrad und 11 Selbstbedienungsladen dieser Kette in der Vojvodina kaufen. Vozar will im nächsten Jahr mit dem Export nach Frankreich beginnen.
Es gibt 80 registrierte und zertifizierte organisch-biologische Hersteller in Serbien, zeigen Angaben der Wirtschaftskammer Serbien. Zu ihnen gehören, unter anderem: "Zdravo organic" Selenca, "Foodland", "Royal Eco Food", "Sirogojno Company", "Zadrugar", "Radoslovi" Niš, "Mondi", ITM, Andrija Vozar, Josip Mamuzovic, "Hemel", "Midi organic", "Biofarma", "Agrounik", BMD, "Suncokret", "Biosil".
Staatliche Förderungsmittel
- Alle, die über mindestens 0,2 ha für den Getreide- und Gemüseanbau oder 0,3 ha für Obstplantagen und Weingärten verfügen, können sich nach der Verordnung über Förderung der organisch-biologischen Landwirtschaft in Serbien für 2010 um Förderungsmittel der Republik Serbien bewerben, abgesehen davon, ob es sich um natürliche oder juristische Personen, Unternehmen oder landwirtschaftliche Genossenschaften geht - erklärt Slavic Stevanetić, Beraterin im Landwirtschafsverband der Wirtschaftskammer Serbien für "eKapija".
Das gilt aber nicht für Hersteller, die Zertifikate von nicht bevollmächtigten Zertifizierungsorganisationen erworben haben, fügt sie hinzu.
Der organisch-biologische Getreideanbau (Getreide, Industriepflanzen, Heil- und Gewürzkräuter) wird mit 25.000 Dinar und der Gemüseanbau mit 35.000 Dinar unterstützt - das gilt aber nur für Plantagen, die eine Fläche von 0,2 ha haben. 45.000 Dinar bekommen Wein- und Obstanbauer mit mindestens 0,3 ha. 15.000 Dinar pro Stück bekommen Landwirte die Großvieh (mindestens vier Stück) und 5.000 Dinar pro Stück jene, die Kleinvieh (mindestens 10 Stück) halten. Geflügelhalter können mit 500 Dinar pro Vögel (mindestens 100 Vögel) rechnen, während Imker mit 2.000 Dinar pro Bienenstock (mindestens 30) bekommen.
Durch Verabschiedung einer Reihe von Vorschriften kann man eine Börse für organisch hergestelltes Saatgut in Serbien bilden, um den Handel zu fördern, aber auch die Biodiversität bewahren.
Experten sind einig: Serbien hat große Potenziale für die Entwicklung des organisch-biologischen Landbaus. Es bleibt zu sehen, ob wir daraus Nutzen ziehen könne. Der Staat ist für eine entsprechende Entwicklungsstrategie für diesen Sektor zuständig. Bei Herstellern und Verbrauchern handelt es sich viel mehr um persönliche Entscheidung für eine neue, gesundere Lebensweise.
S.O.


























